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Der Allensteiner Fabrikant und Gutsbesitzer Max Lion
Aktualisiert am 06.08.08
Ein Nachfahre von Max Lion, Herr Dr.-Ing. Siegfried G. Lion, ?bermittelte Informationen zu seiner Familie. Diese ist hugenottischer Abstammung und war immer konsequent evangelisch. Die R?ckverfolgung der Familiengeschichte wurde bis zu einem
Friedrich Christian Lion in Rheinsberg durchgef?hrt, der zu Zeiten des
preu?ischen Kronprinzen Friedrich II dort gelebt hat.
Zu Max Lion hat Dr. Siegfried Lion folgenden Beitrag verfasst, der dem ostpreu?ischen Landesmuseum in L?neburg vorliegt:
„Helmuth Max Lion wurde am 05.04.1861 in Henskischken/Hensken, Kreis Pillkallen/Ostpreu?en, als Sohn von Carl Albert Louis Helmuth Lion und Albertine Henriette Lion, geb. Witt, geboren. Er erlernte das Schlosserhandwerk. Im Fr?hjahr 1883 begab sich Max Lion nach Allenstein, wo er am 01. April in der Hohensteiner Str. 8 in der N?he des Lazarettes eine Schlosserei er?ffnete.
Neben seinem Grundst?ck wohnte der Kreistierarzt Boesenroth. Am 31.12.1884 kam es zur Eheschlie?ung mit Agnes Ottilie Boesenroth, einer Tochter des erw?hnten Kreistierarztes August Wilhelm Boesenroth und Caroline Boesenroth, geb. Rarkowski. Letztere war eine Tochter des Jakob Rarkowski, der in den Jahren 1836 – 1865 B?rgermeisters von Allenstein war.
Aus der Ehe Max und Agnes Lion gingen die sechs Kinder Alfred, Ernst, Gertrud, Elisabeth, Klara und Erich hervor. Zun?chst bet?tigte sich Max Lion als Kunstschlosser. Im Jahre 1888 wurde er anl?sslich der Gewerbeausstellung im Kaisergarten f?r hervorragende Leistungen mit der bronzenen Medaille geehrt.
Max Lion erkannte das wirtschaftliche Potential, das durch die Verlegung zahlreicher milit?rischer Einheiten nach Allenstein entstand. Somit wurde die Fertigung von eisernen Feldbetten f?r die Allensteiner Garnisonen zum Schwerpunkt seiner T?tigkeit. Au?erdem fertigte er Geldschr?nke.
Finanziell gest?rkt erwarb der ehrgeizige Unternehmer Land in der Feldmark zwischen der Kleeberger und der Sch?nwalder Chaussee und begann mit der Herstellung von Ziegelsteinen. Diese zun?chst einfache Ziegelei mit Feldbrandofen modernisierte er sp?ter mit einem 16-kammerigen Ringofen (Variante: Zick-Zack-Ofen) und den dazugeh?rigen Einrichtungen. Aufgrund der guten Qualit?t seiner Erzeugnisse erlangte er besten Ruf und bekam umfangreiche Auftr?ge. Viele Kasernen, die neuen Regierungsgeb?ude, die zu Beginn des Jahrhunderts in Allenstein entstanden sind, und auch die Kopernikus-Schule wurden mit seinen Steinen gebaut. Die Dampfziegeleiwerke Max Lion florierten.
In dieser Zeit nutzte er die Gelegenheit, um das Gut Bergenthal mit 650 Morgen Land zu erwerben. Das alte Gutshaus wurde renoviert und als Wohnhaus f?r die Familie umgebaut. Im Januar 1901 kam es bei Auftauarbeiten an einer eingefrorenen Wasserleitung zu einem Feuer. Das Gutshaus brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der Neuaufbau dauerte ein ganzes Jahr. Heute ist in dem Haus das Naturkundemuseum untergebracht. Kriegsbedingt fehlten sp?ter die Arbeitskr?fte zur Bewirtschaftung des Gutes. Deshalb entschloss sich Max Lion im Jahr 1917 das Gut zu verkaufen.
Die Familie zog in die Kaiserstra?e 10 in Allenstein. Sp?ter wurde der Wohnsitz in eine Villa in der Freiherr-vom-Stein-Stra?e 5 verlegt. Die wirtschaftlichen Verh?ltnisse erlaubten es Max Lion, anl?sslich der Gewerbeausstellung im Jahre 1910 in Jakobsberg einen Musikpavillon neben dem Mummelteich auf eigene Kosten zu erbauen. Er ?bereignete ihn der Stadt. Hierf?r wurde er am 12. Dezember 1910 ins Goldene Buch der Stadt Allenstein eingetragen.
Max Lion wurde im Januar 1888 Stadtverordneter, am 13.03.1908 Stadtrat. Am 05.04.1921 wurde er zum Stadt?ltesten ernannt. Anl?sslich der Beendigung seines 40 j?hrigen Dienstes f?r die Stadt am 13.01.1928 erhielt er die Ehrenb?rgerrechte der Stadt Allenstein. Das Wohl der Stadt war Teil seines Lebenswerkes. Themen dieser Zeit waren im Stadtrat u.a. Stra?enbeleuchtung, Kanalisation, Wasser- und Elektrizit?tsversorgung und Stra?enbahn. Max Lion war auch Mitbegr?nder der Handelskammer Allenstein, der sp?teren Industrie- und Handelskammer Ostpreu?en, 1921 ihr Vizepr?sident. 1923 wurde er Pr?sident der Kammer und 1928 Ehrenpr?sident. Auf dem H?hepunkt der Inflation im Jahr 1923 gab auch die Handelskammer Geldscheine heraus. Ein Exemplar, das die Unterschrift von Max Lion tr?gt, ist abgebildet. Es ist die linke Unterschrift.
Die Ziegelei mit 250 Morgen Landbesitz war dem j?ngsten Sohn Erich zugedacht. Dieser erhielt deshalb zu Lebzeiten des Vaters eine gr?ndliche Ausbildung. Mit gro?er Begabung f?r Technik und landwirtschaftliche Zusammenh?nge war der Sohn Erich die rechte Hand des Vaters, der die Leitung seiner Ziegelei bis zu seinem Tod beibehielt und h?chste Anforderungen an seinen Sohn stellte. In der Ziegelei und der Landwirtschaft wurden bis zu 120 Personen besch?ftigt.
Max Lion war passionierter J?ger. Er pachtete das Jagdgebiet Wienduga in der N?he von Allenstein. Die Familie verlebte die Wochenenden h?ufig dort in ihrem Jagdhaus. Max Lion selbst und seine Vorfahren, die bis ins 18. Jahrhundert zur Stadt Rheinsberg zur?ckverfolgt werden k?nnen, besa?en evangelische Konfession. M?ndlich ?berliefert ist hugenottische Abstammung. Max Lion verstarb am 31.03.1938 in Allenstein, vier Jahre nach seiner Frau, und wurde an seinem Geburtstag, am 05.04.1938, auf dem Evangelischen Friedhof in Jakobsberg beerdigt. Ein Bild von Max Lion h?ngt heute im Heimatmuseum der Stadtgemeinschaft Allenstein e.V. in Gelsenkirchen.
Die Informationen entstammen folgenden Quellen:
Funk, Anton, Geschichte der Stadt Allenstein, 2. Neudruck der Ausgabe 1955, Scienta Verlag Aalen, 1992,
Wedemann, Ernst, Lebenserinnerungen und private Aufzeichnungen, 1948 und 1953, unver?ffentlicht,
Poschmann, Adolf, Kriegsgeld und Inflationsgeld, Unser Ermlandbuch, Heft 17, 1966, Fromm, Osnabr?ck,
Bonk, Allensteiner Stadtchronik (1802 – 1912), 4. Band – Urkundenbuch, Teil II,
Kleiner Stadtf?hrer Allenstein, TESSA-Verlag, Saarbr?cken. Das Bild vom Gutshaus Bergenthal wurde mit freundlicher Genehmigung des Verlages dem Stadtf?hrer entnommen.
Lion, Alfred, m?ndliche Mitteilungen, Aufzeichnungen, Korrespondenz und Fotosammlung,
Lion, J?rgen, m?ndliche Mitteilungen
Lion, Manfred, genealogische Aufzeichnungen und Kopien v. Urkunden im Familienbesitz,
Vogelsang, Ernst, Die Koppernikus-Schule in Allenstein, Stadtgemeinschaft Allenstein e.V. Gelsenkirchen 2005
Archiv der Stadtgemeinschaft Allenstein e.V. in Gelsenkirchen“
Nachbemerkung: Nach der Flucht der Hugenotten aus Frankreich lebte zur Zeit Friedrichs des Gro?en in Rheinsberg der Tanzlehrer Friedrich Christian Lion. Einer seiner Nachkommen wanderte nach Ostpreu?en aus und begr?ndete die dortige Linie der Familie. (Allensteiner Nachrichten, 24. 4. 2008)